Mastzellen-Trigger chronische Infektionen

01 Nov. 2024

Wie immer ersetzt dieser Beitrag keine medizinische Beratung durch qualifiziertes Fachpersonal, sondern stellt meinen eigenen Erfahrungsschatz dar und soll dem Gedankenaustausch dienen. Bitte wendet euch immer an einen erfahrenen Mediziner für Diagnostik und Behandlung.

Allgemein bekannt ist, dass Bakterien, Viren und Pilze die Mastzellen triggern können. Über Candida habe ich bereits berichtet. Heute möchte ich mich dem Thema chronische Infektionen widmen, speziell der chronischen Borreliose.

Da ich selbst vor Beginn meines MCAS zwei Zeckenbisse hatte, deren Folge eine nicht erkannte Borreliose sein kann, habe ich hierzu viel recherchiert und eigene Labor-Ergebnisse gesammelt, über die ich euch heute berichten möchte. Meine Recherchen hierzu haben ergeben:

Was ist Borreliose?

Borreliose, auch bekannt als Lyme-Borreliose, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi (in Europa vor allem Borrelia afzelii und Borrelia garinii) verursacht wird. Die Krankheit wird in der Regel durch den Stich einer mit dem Bakterium infizierten Zecke übertragen, die das Bakterium durch ihren Speichel überträgt, wenn sie sich festbeißt. Es gibt auch Berichte darüber, dass Bremsen ebenfalls Borrelien übertragen können.

Symptome der Borreliose

Eine Borreliose kann in verschiedenen Phasen auftreten und eine breite Palette von Symptomen verursachen. Diese können je nach Stadium und betroffenem Organ variieren. Die Symptome können leicht und vorübergehend sein, aber auch schwere, langanhaltende Beschwerden hervorrufen.

Die Phasen einer Borreliose:

1. Frühe Phase (lokalisierte Infektion):

  • Erythema migrans (Wanderröte): Es handelt sich um einen roten Fleck, der sich in der Mitte oft aufhellt, sodass er das Aussehen eines „Zieles“ oder „Bull’s-eye“ bekommt. Dies ist ein charakteristisches Hautsymptom, das an der Stelle des Zeckenstiches auftreten kann. Dieser Fleck tritt in etwa 70-80% der Fälle auf. Auch ohne dieses Zeichen kann man sich mit Borreliose infiziert haben!
  • Grippeähnliche Symptome: Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen (Arthralgien).
  • Hautreaktionen: Leichte Schwellungen oder Rötungen an der Stichstelle.

2. Spätphase (disseminierte Infektion, falls unbehandelt):
Eine unbehandelte Borreliose kann sich auf andere Körperregionen ausbreiten und zu schwereren gesundheitlichen Problemen führen. Dazu gehören unter anderem:

  • Neurologische Symptome (Neuroborreliose): Typisch sind Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme (Borreliose-assoziierter „Gehirnnebel“), Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Kribbeln oder Taubheitsgefühl, Gesichtslähmung (Facialisparese).
  • Arthritis: Diese führt zu schmerzhaften Schwellungen in den Kniegelenken.
  • Herzprobleme: Die sogenannte Lyme-Karditis kann eine Störung des Herzrhythmus (AV-Block) verursachen.
  • Chronische Erschöpfung: Äußert sich durch bleierne Müdigkeit, häufig gepaart mit Muskelschmerzen und Gelenkbeschwerden.
  • Psychische Symptome: Angst, Depression, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen.

3. Chronische Borreliose
Die chronische Borreliose, auch bekannt als Lyme-Krankheit, ist eine komplexe Erkrankung, die in einigen Fällen nach einer nicht oder unzureichend behandelten Borreliose-Infektion bestehen bleibt. Bei dieser Form der Borreliose treten oft Symptome auf wie:

  • Chronische Müdigkeit
  • Gelenkschmerzen
  • Neurologische Beschwerden
  • Kognitive Beeinträchtigungen

Chronische Borreliose und MCAS

Beide Erkrankungen haben eine potenziell komplexe und miteinander verbundene Beziehung, die noch nicht vollständig verstanden wird. Es gibt Hinweise darauf, dass chronische Infektionen, wie Borreliose, das Immunsystem und insbesondere die Mastzellen beeinflussen können, was zur Entwicklung oder Verschärfung von MCAS führt.

Wie könnte eine chronische Borreliose MCAS auslösen oder beeinflussen?

Hierzu gibt es verschiedene Überlegungen:

1. Überaktivierung des Immunsystems:
Borrelien können das Immunsystem stark beeinträchtigen. In Studien wurde gezeigt, dass Borrelien und andere Mikroben für eine chronische Entzündungsreaktion im Körper sorgen können. Diese chronische Entzündung kann Mastzellen aktivieren und die typischen MCAS-Symptome auslösen. Einige Studien und Berichte von Patienten zeigen auf, dass Borreliose das Risiko für die Entwicklung von MCAS erhöhen könnte, indem sie die Mastzellen aktiviert und deren Reaktion auf Umweltfaktoren verstärkt.

2. Mastzell-Degranulation:
Es wird angenommen, dass bakterielle Infektionen wie Borreliose die Degranulation von Mastzellen auslösen können – also den Prozess, bei dem Mastzellen Histamin, Leukotriene und andere Mediatoren freisetzen.
Auch wenn Borrelien nicht direkt die Mastzellen infizieren, könnten sie über das Immunsystem eine Kettenreaktion auslösen, die zu einer Mastzellüberaktivität führt.

3. Immunantwort und Kreuzreaktion:
Durch Borreliose kann das Immunsystem eine „Autoimmun“-Reaktion entwickeln, bei der körpereigene Strukturen angegriffen werden. Diese Fehlreaktionen können die Mastzellen beeinflussen und ihre Reaktivität erhöhen, was zu einer Überempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Reizen führt. Einige Patienten mit Borreliose berichten von einer Verschlechterung von allergischen Reaktionen oder der Entwicklung von MCAS-Symptomen nach der Infektion.

4. Verschlechterung bestehender MCAS durch chronische Infektion:
Falls jemand bereits MCAS hat, kann eine chronische Infektion wie Borreliose die Symptome verstärken. Das Immunsystem ist bereits auf einem erhöhten Aktivierungsniveau, und eine zusätzliche Infektion kann das Gleichgewicht weiter stören. In vielen Fällen wird berichtet, dass Patienten mit MCAS nach einer Borreliose-Infektion eine Zunahme ihrer Symptome feststellen, möglicherweise aufgrund der zusätzlichen Belastung des Immunsystems.

5. Neurologische und kognitive Auswirkungen:
Ein weiteres Phänomen, das sowohl bei MCAS als auch chronischer Borreliose vorkommt, sind neurologische Probleme. Beide Erkrankungen können zu Gehirnnebel, Konzentrationsstörungen, Angstzuständen oder Schlafproblemen führen. Die auslösenden Mechanismen dafür sind nicht immer klar, aber es wird vermutet, dass sowohl Entzündungsprozesse als auch Mastzellaktivierung in das Entstehen dieser Beschwerden involviert sein könnten.

Eigene Erfahrungswerte zu Borreliose und MCAS

Dass ich selbst von MCAS betroffen bin, weiß ich seit meiner Diagnose im Klinikum in Bonn seit Anfang 2020. Dass ich möglicherweise eine Borreliose im Körper habe, ist aufgrund von mehreren Zecken- und Bremsenstichen und meiner zahlreichen dazu passenden Symptome nicht unwahrscheinlich.

Die Existenz einer chronischen Borreliose ist bei medizinischen Fachkräften leider mangels ausreichender Aufklärung umstritten. Das Hauptproblem ist deren Nachweisbarkeit. Wenn bei einem (Haus-) Arzt eine mögliche Borreliose untersucht wird, dann mit (IgG-)Antikörpertests.
Dabei gibt es jedoch folgendes Problem: Bei einigen Patienten kann eine genetische Prädisposition dazu führen, dass diese Antikörper nicht gebildet werden und die Borreliose vom Test somit nicht angezeigt wird. Verlässt man sich auf diesen Test, wird die Borreliose möglicherweise übersehen.

Auch ohne Antikörpernachweis kann eine behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegen. Ursachen für fehlende Antikörper sind z. B. früh einsetzende, jedoch inadäquate antibiotische Behandlung, Therapie mit Immunsuppressiva, auch Cortison, Erschöpfung des Immunsystems, Maskierung der Erreger oder eine genetische Veranlagung.

Im Rahmen meiner Nachforschungen stieß ich auf weitere, hilfreiche Testmöglichkeiten. Diese bietet z.B. das Labor Arminlabs an, das sich auf chronische Infektionen spezialisiert hat. Zur Untersuchung von Borreliose werden folgende Tests angeboten:

1) Lymphozytentransformationstest (misst die zelluläre Immunantwort auf Borrelia-Bakterien, die Lyme-Borreliose verursachen. Dabei wird untersucht, ob T-Lymphozyten des Patienten auf Borrelia-Antigene reagieren, indem sie sich vermehren oder aktiv werden. Ein positiver Test deutet auf eine aktive oder zurückliegende Infektion hin)

2) EliSpot (misst die Anzahl und Aktivität von Immunzellen (vor allem T-Lymphozyten), die spezifisch auf Borrelia-Antigene reagieren, indem er die Sekretion von Zytokinen (z. B. Interferon-gamma) nach Stimulation mit Borrelia-Antigenen nachweist. Er zeigt eine aktive zelluläre Immunantwort auf eine Borrelia-Infektion an, was auf eine aktuelle oder zurückliegende Infektion hinweisen kann.)

3) CD57+NK-Zellen (zeigen allgemein chronische Immunsuppression an, kann durch Borrelien oder andere Infektionen wie z.B. Mykoplasma pneumonia, Chlamydia pneumonia erniedrigt sein.)

4) Immunoblot (misst spezifische Antikörper (IgM und IgG) im Blut, die gegen verschiedene Antigene von Borrelia-Bakterien gerichtet sind. Er dient zur Bestätigung eines positiven oder grenzwertigen ELISA-Tests, indem er die Antikörper gegen einzelne Borrelia-Proteine sichtbar macht. Ein positives Ergebnis zeigt eine vergangene oder aktuelle Infektion an, wobei IgM auf eine frühe und IgG auf eine längere oder chronische Infektion hinweisen kann.)

Weitere Informationen gibt es z.B. bei der Deutschen Borreliosegesellschaft e.V.. Diese vereinigt Wissenschaftler und Ärzte, die sich mit der Borreliose und assoziierten Infektionskrankheiten befassen. Ihr Ziel ist die Entwicklung und Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Kenntnisse über das komplizierte und vielfältige Krankheitsgeschehen der Lyme-Borreliose, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium. Zu den Mitgliedern gehört Dr. Dr. med. h. c. mult. Willy Burgdorfer, der 1981 die nach ihm benannte Spirochäte Borrelia burgdorferiden Erreger der Lyme-Borreliose entdeckte. Die Deutsche Borreliose-Gesellschaft wird immer wieder auch kontrovers diskutiert. Ich habe beschlossen, mir mein eigenes Urteil zum Thema zu bilden.

Meine eigenen Erfahrungen mit Borreliose-Tests

Zunächst wurden bei mir im ELISA-Suchtest beim Hausarzt keine IgG-Antikörper nachgewiesen.
Ich absolvierte auf eigene Initiative jedoch die drei o.g. Tests vom Labor Arminlabs, die alle positiv ausfielen. Meine Hausärztin wollte sich der Thematik nicht annehmen.

Nach einigen Recherchen fand ich einen Privat-Arzt, der weitere Untersuchungen durchführte, meine chronische Borreliose bestätigte und eine 3-monatige Infusionstherapie mit einem Antibiotikum und zusätzliche Mittel zur Unterstützung des Immunsystems empfahl.
Leider konnte ich aus logistischen und finanziellen Gründen bisher diese Behandlung nicht durchführen. Deswegen suchte ich einen weiteren Arzt für eine Zweitmeinung und alternative Behandlung auf.

Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse behandelt dieser Arzt mich tatsächlich einen Monat lang mit drei verschiedenen Antibiotika und einem Anti-Malaria-Mittel. Leider kam es im Rahmen dieser doch eher kurzen Behandlung nicht zu einer bedeutsamen Besserung meine Symptome.
ABER: Nach dem Abschluss dieser Behandlung führte ich erneut einen klassischen IgG-Test auf Borrelien durch und dieser fiel plötzlich positiv aus.  Das bedeutet, mein Körper hatte definitiv Kontakt mit Borrelien!

Genau dieses Phänomen beschreibt der Arzt Dr. Horowitz in seinem Buch „How can I get better“, der sich sehr umfassend mit dem Thema Borreliose auseinandergesetzt hat und einen großen Erfahrungsschatz in der Behandlung von betroffenen Patienten besitzt.
Er schreibt, dass bei einigen Patienten erst nach der Behandlung der Körper plötzlich beginnen kann, Antikörper gegen Borrelien zu bilden. Und genau das war passiert: Mein Körper hatte es also durch die Behandlung geschafft, Antikörper zu bilden. Die chronische Borreliose scheint wirklich existent zu sein und meinen Körper nach wie vor zu beschäftigen. Leider wollte der Arzt keine weiterführende Behandlung vornehmen und aktuell bin ich auf der Suche nach einem Arzt, der hier anknüpfen kann.

Warum die Behandlung herausfordernd ist

In vielen Fällen ist eine lange Antibiotikabehandlung die Grundlage der Therapie. Sie kann oral oder intravenös erfolgen, je nachdem, wie stark die Infektion ausgeprägt ist und welche Symptome bestehen. Manche Menschen benötigen auch eine längerfristige Antibiotikagabe, die mehrere Monate dauern kann, obwohl dies in der medizinischen Gemeinschaft umstritten ist. Ich bekam gerade einmal für einen Monat die Therapie. Vielleicht hätte ein längerer Zeitraum zu einer Ausheilung geführt.
Das Problem bei der Behandlung ist, dass Borrelien in eine zystische Form übergehen können, in der sie herkömmliche Antibiotika nicht erreichen. Zwar können die aktiven Borrelien durch das Antibiotikum beseitigt werden, die Zysten aber können überleben und werden nach Ende der Therapie wieder aktiv. Aktuell beschäftige ich mich mit pflanzlichen Mitteln gegen diese Zystenform. Hier scheint es einige Kräuter zu geben, die diese beseitigen können. Jedoch reagiere ich auf Salicylate und somit ist beim Einsatz von Kräutern äußerste Vorsicht geboten.

Weiterhin gibt es Co-Infektionen wie Rickettsien, Babesien, Anaplasmen, Ureaplasmen oder Bartonellen, die ebenfalls durch Zecken übertragen werden und zu einer Multi-Infektion führen können, gegen die der Körper schwer ankommt. Bei mir wurden auch einige weitere dieser Infektionen nachgewiesen und diese müssen ebenfalls behandelt werden.

Weitere Behandlungsansätze

Es gibt weitere, sehr kostenintensive Behandlungsansätze, mit denen ich mich aktuell beschäftige. Jedoch werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen leider nicht übernommen. Der Vollständigkeit halber möchte ich diese Methoden hier nennen, sehe aber davon ab, sie ausführlich zu beschreiben:

  • Ozontherapie (wurde in einigen klinischen Studien bei der Bekämpfung von chronischen Infektionen untersucht)
  • Hyperthermie (Fiebertherapie)
  • Detox-Programme

Die Wissenschaft ist bei vielen dieser Methoden noch uneinig über die tatsächliche Wirksamkeit.

Unterstützung für das Immunsystem

Es gibt Hinweise darauf, dass das Immunsystem nach einer chronischen Borreliose-Infektion beeinträchtigt sein kann. In einigen Fällen werden Immunmodulatoren oder Immuntherapien in Betracht gezogen, um das Immunsystem zu stärken und Entzündungen zu reduzieren. Dies muss jedoch unter ärztlicher Aufsicht geschehen.
Aktuell versuche ich weitere für mich praktikablere und finanzierbare Behandlungsmöglichkeiten zu finden, denn diese Spur ist zu wichtig, als ihr nicht nachzugehen.

Habt ihr Fragen, ebenfalls verdächtige Laborwerte oder Erfahrungen in der Behandlung von Borreliose? Meldet euch gerne für einen Austausch bei mir: Pia.Bock@mcas-hope.de.

Quellen:

1.
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html#:~:text=Die%20Lyme%2DBorreliose%20(Synonym%3A,von%20Mensch%20zu%20Mensch%20m%C3%B6glich

2.
https://arminlabs.com/de/erkrankungen/bakterien/borreliose

3.
How Can I Get Better? An Action Plan for Treating Resistant Lyme & Chronic Disease, Richard I. Horowitz, MD

4.
https://www.borreliose-gesellschaft.de/userfiles/downloads/Leitlinien.pdf

5. https://www.forstverein.de/fileadmin/user_upload/Forstverein/Artikel_Material/2024/20240117_Borreliose.pdf

6.
https://www.borreliose-nachrichten.de/wp-content/uploads/2012/10/CFS_Dortmund_9-12-Hopf-Seidel.pdf

7.
https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insektenstiche-bremsen-schmerz-im-anflug-blut-100.html#:~:text=Bremsen%20k%C3%B6nnen%20auch%20in%20seltenen,sollte%20man%20einen%20Arzt%20aufsuchen

8.
https://j2rsnwkdpi.mobirisesite.com/

9.
https://www.deutsches-chroniker-labor.de/co-infektionen-von-borreliose-und-zeckenstich.html