Die Macht der Worte

14 Jan 2022

Unsere liebe Angelika hat sich an die Arbeit gemacht und ihre Gedanken dazu aufgeschrieben, wie sich unsere Wortwahl auf unser Leben, unsere eigene Realität und auch auf unsere Gesundheit auswirken kann und wie wir diesen Umstand im positiven Sinne für uns nutzen können.

Der folgende Beitrag soll euch auf gar keinen Fall suggerieren, dass ihr in Zukunft nie mehr über Krankheit oder Probleme sprechen solltet. Es geht nur darum, euch dafür zu sensibilisieren, zukünftig mehr auf eure Wortwahl zu achten und dadurch vielleicht eure Situation und eure Gesundheit aus einer etwas positiveren Perspektive sehen zu können. Viel Spaß beim Lesen!

Worte haben eine enorme Macht. Auf uns selbst, unseren Körper, auf das Wohlbefinden und auf unsere Weltsicht und Lebensauffassung. Mir war das sehr lange nicht bewusst. Meine Therapeutin hat mich immer wieder darauf angesprochen, warum ich ständig das Wort MUSS verwende und MEINE KRANKHEIT. Ich dachte mir: Natürlich MUSS ich Diät halten, natürlich MUSS ich mich ausruhen und natürlich habe ich eine KRANKHEIT. MEINE KRANKHEIT. Wieso versteht sie mich denn nicht?

Auch wenn ich immer noch dachte, ich müsste doch dies und jenes, war der Samen bezüglich Sprache und Worte in mein Bewusstsein gepflanzt und ich beschloss, mir das Thema genauer anzuschauen bzw. anzuhören. Ich habe angefangen, mir bewusst zuzuhören und zu Beginn den Fokus auf das Wort MUSS gelenkt. Und tatsächlich musste ich den ganzen Tag ziemlich viel. Bei einem Telefonat mit einer Freundin hat mich das Wort „MUSS“ fast überrollt. Ich musste das Ladekabel holen, ich musste später noch arbeiten, musste Tabletten nehmen, musste meine Mutter anrufen. So viel MÜSSEN! – Wie anstrengend doch alles ist! Auch meine Mitmenschen mussten ununterbrochen etwas.

!MUSS!

!MÜSSEN!

Das hört sich so an, als hätte man keine andere Wahl, oder?! Fremdbestimmt müssen wir immer irgendetwas tun. Und gerade wenn man gesundheitlich eingeschränkt ist, muss man Dinge tun, die man davor nicht tun musste, und man hat das Gefühl, die Krankheit bestimmt plötzlich sehr viel. Die Krankheit gibt den Ton an und wir müssen uns dem beugen. Einige werden jetzt einwenden und empört aufschreien: ABER (das Wort „ABER“ schauen wir uns nach dem Wort „MÜSSEN“ genauer an) natürlich muss ich dies und jenes. Nein! wir müssen gar nichts. Wir tun uns einen enormen Gefallen, wenn wir uns aus freien Stücken dazu entschließen, diese ganzen „MÜSSEN“-Dinge zu WOLLEN. Warum? Aus der Selbstliebe heraus, weil wir wollen, dass es uns besser geht. Weil wir uns wieder an das Steuer des Lebens setzen wollen. Weil es unser ganzes Sein entspannt. Wir wollen uns ausruhen, damit wir wieder zu Kräften kommen, wir wollen Nahrungsergänzungsmittel nehmen, um unseren Körper zu unterstützen und wir wollen den Arzt anrufen, um mit ihm über das weitere Vorgehen zu sprechen. Wir wollen auch arbeiten oder Rente beziehen, weil wir unsere Miete bezahlen wollen und Essen kaufen möchten. Warum? Weil wir ein Dach über unserem Kopf haben möchten, weil wir leben wollen. Du siehst: Am Ende ist es ein JA zu dir und zu deinem Leben.  Hört sich das nicht schon viel gesünder und leichter an?

Ich empfehle dir die folgende Übung, damit du die Macht und die Auswirkung der Worte selbst spürst:

Setze dich bequem auf einen Stuhl, stelle die Füße auf den Boden und komme ganz im Hier und Jetzt an. Spreche folgende Sätze laut aus:

Version 1

Ich MUSS den Arzt heute anrufen.

Ich MUSS meine Tabletten nehmen.

Ich MUSS morgen arbeiten.

Ich MUSS mich am Nachmittag ausruhen.

Dann spüre genau hinein in deinen Körper. Was spürst du? Widerstand? Anspannung, Angst oder eine Wut? Fühlst du dich, als wärst du am Steuer Deines Lebens?

Version 2

Dann sage die folgenden Sätze:

Ich rufe den Arzt heute an.

Ich nehme meine Tabletten.

Ich arbeite morgen.

Ich ruhe mich am Nachmittag aus.

Wie fühlst du dich jetzt? Wie fühlt sich dein Körper an? Was machen deine Muskeln, welche Emotionen spürst du?

Version 3

Ich KANN heute den Arzt anrufen.

Ich KANN meine Tabletten nehmen.

Ich KANN arbeiten.

Ich KANN mich am Nachmittag ausruhen.

Version 4

Ich DARF den Arzt heute anrufen.

Ich DARF meine Tabletten nehmen.

Ich DARF morgen arbeiten.

Ich DARF mich am Nachmittag ausruhen.

Version 5 (Starke Schöpferkraft)

Ich WILL/MÖCHTE den Arzt heute anrufen.

Ich WILL/MÖCHTE meine Tabletten nehmen.

Ich WILL/MÖCHTE morgen arbeiten.

Ich WILL/MÖCHTE mich am Nachmittag ausruhen.

Die letzten Versionen können sich anfangs anfühlen wie eine Lüge. Du kannst jederzeit wechseln zwischen Version 2, in der das Wort „müssen“ ersatzlos wegfällt, und Version 3 bis 5. Mache es so, wie es sich für dich gut anfühlt und so, dass du frei von Zwang und Druck bist. Du wirst nach einiger Zeit von ganz alleine merken, was dir das beste Gefühl und die meiste Entspannung bringt.

Du kannst jeden „MUSS“-Satz, welcher in deinem Sprachgebrauch auftaucht, umwandeln wie in der oben genannten Übung und schauen, was mit dir passiert und wie es dir damit geht. Vieles wird sich leichter anfühlen.

Vielleicht gibt es sogar etliche Situationen oder Tätigkeiten, bei denen dir auffällt, dass du diese tatsächlich gar nicht willst. Weder willst noch musst. Wenn man sich vom Wort „MUSS“ befreit hat, hat man auch wieder eine Wahl. Du wirst bewusster werden: ob du wirklich diese Behandlung willst oder ob du dich nach Alternativen erkundigst, ob du zu diesem Arzt gehen willst oder ob du dich nach einem anderen umsiehst, ob du diese eine Freundin oder Nachbarin heute besuchen willst und ob du dich für deine Einschränkungen rechtfertigen musst. Die Änderung der Sprache eröffnet dir Wahlmöglichkeiten und lässt dich deine Gesundheit und andere Bereiche deines Lebens wieder in die eigene Hand nehmen. Die volle Verantwortung kehrt zu dir zurück. Das kann anfangs etwas Angst machen. Es ist viel einfacher, in die passive Rolle zu gehen. Zu sagen: Der Arzt hat gesagt, ich muss jeden Tag diese 2 Tabletten nehmen; ich muss doch täglich meine Freundin anrufen, weil das schon immer so war. Ich muss zu diesem Geburtstag gehen. Ich meine damit nicht, dass du jetzt Therapien abbrechen sollst. Es ist hilfreich, wenn du ich damit beschäftigst, es wird etwas ins Rollen kommen. Und sobald du deine Worte änderst und eventuell sogar in anderen Bereichen in deine Kraft und Verantwortung zurückkommst, wird es dir besser gehen. Denn du bringst weniger Stress in dein Körpersystem und ermächtigst dich selbst. Und vielleicht stellst du dir dadurch neue Fragen über dich und das Leben, was dir wiederum neue Türen und Möglichkeiten eröffnet.

Und wenn du den Text jetzt gelesen hast und dich dabei ertappt hast, immer wieder ABER zu denken, kann ich dich sehr gut verstehen. Ich liebte das Wort „ABER“. Und diese Liebe hat mich noch mehr eingeschränkt, als ich es ohnehin schon war und hat mir so unbewusst Steine in den Weg gelegt.  Immer wieder wird ein Grund gesucht, weshalb es gerade bei einem selbst nicht funktioniert oder man es nicht umsetzen kann. Wer „ABER“ sagt, will kämpfen und diskutieren, Recht haben und gewinnen. Sind die Wörter AUCH/UND nicht gleich viel versöhnlicher? Also schauen wir uns das Wort „ABER“ doch genauer an.

1. Aber-Falle

Wenn wir einen Satz mit „Aber“ verwenden, bleibt am Ende nur die Information nach dem ABER relevant. Die Auskunft davor kommt nicht in unserem Unterbewusstsein an.

Übung:

Sprich bewusst folgende Sätze aus und überlege, worauf dein Fokus liegt. Was bleibt dir im Gedächtnis?

Welche Emotionen verknüpfst du damit? Über welche Aussage würde man sich mit einer Person in einem Gespräch weiter austauschen?

Der Ausflug war schön, ABER wir standen eine Stunde im Stau.

Ich habe meine Ziele erreicht, ABER es war viel Arbeit.

Wiederhole die Sätze wie folgt:

Der Ausflug war schön UND wir standen eine Stunde im Stau.

Ich habe meine Ziele erreicht UND es war viel Arbeit.

Die Gewichtung und die Wertung fallen durch das Wort AUCH/UND weg. Somit haben wir die Wahl, auf was wir uns konzentrieren wollen und wir fördern so wieder die positiven Emotionen. Ich habe meine Ziele erreicht! Der Ausflug war schön! AUCH wenn wir im Stau standen oder es viel Arbeit gemacht hat.

2. Aber-Falle

Es gibt „ABER“-Sätze welche einem von Anfang an Möglichkeiten nehmen und unserem unbewussten Geist signalisieren, dass dies für uns nicht erreichbar ist (Glaubenssätze).

Ich wäre gerne gesund, ABER die Ärzte sagen, dass dieses Krankheitsbild unheilbar ist.

Ich würde gerne verreisen, ABER dazu fehlt mir das Geld

Ich würde heute gerne eine Freundin treffen, ABER dafür fehlt mir die Kraft

Wie fühlst du dich, wenn du diese Sätze bewusst aussprichst?

Umwandlung der Sätze:

Ich wäre gerne gesund, AUCH wenn die Ärzte sagen, dass dieses Krankheitsbild MOMENTAN unheilbar ist.

Ich würde gerne verreisen, AUCH wenn mir GERADE das Geld dazu fehlt.

Ich würde heute gerne eine Freundin treffen, AUCH wenn mir HEUTE die Kraft fehlt. 

Wenn in diesen Sätzen das Wort ABER durch „AUCH WENN“ ersetzt und durch Zeitangaben erweitert wird, weitet sich unser Geist, wir werden kreativer, wir suchen nach Möglichkeiten, Lösungen, Alternativen. Wir erkennen unsere Bedürfnisse und Wünsche an, ohne dabei in die Opferhaltung zu kommen. Wir können dann Mitgefühl mit uns selbst haben und / oder uns diesen Glaubenssätzen stellen und nach Lösungen suchen. Wir fühlen uns in diesen Situationen nicht gefangen, da diese (wie nichts im Leben) nicht von Dauer sind.

Krankheitsbegriffe

Was mir wirklich sehr geholfen hat, war das Ersetzen oder komplette Weglassen von Krankheitsbegriffen. Ich würde fast sagen, es war ein „Gamechanger“. Ich habe mich schon am dritten Tag der Umstellung gesünder gefühlt. Anfangs auch etwas „nackt“, als würde etwas fehlen. Es war eine bewusste Entscheidung, die allerdings mit sehr viel „ABER“ einherging. Denn ich bin doch krank oder etwa nicht? Und es ist auch noch chronisch. Ich habe doch die Diagnose XY. Und die Beschwerden sind wirklich richtig schlimm und bedrohlich. Vielleicht tauscht man sich noch mit anderen Betroffenen in Foren über die Krankheit aus. Hat sich da nicht ganz unbewusst eine Identifikation mit der Krankheit eingeschlichen? Durch die ständige Wiederholung dieser Wörter, Aussagen und Begriffe geben wir unserem Unterbewusstsein und unserem Körper ständig wieder das Feedback, dass wir wirklich sehr krank sind. Wir manifestieren uns so unbewusst die Krankheit und die Beschwerden immer weiter in unser System.

Ich habe also angefangen mir wieder ganz genau zuzuhören. Die Wörter „ABER“ und „MÜSSEN“ waren größtenteils beseitigt. Nur jetzt stand ich gefühlt vor einem noch größeren Berg von Wörtern, die sich über die Jahre eingeschlichen haben und die mein Umfeld auch noch übernommen hat. Ich bin tatsächlich etwas erschrocken. Und ich habe rigoros meine Wörter, meinen Sprachgebrauch geändert. Ich hab Freundinnen und Familienmitglieder gefragt, wie wir Wörter und Situationen ersetzen können. Und ich habe meinem Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen, Therapeuten) das neue Vokabular sofort mitgeteilt, sobald die neuen Begriffe festgelegt waren und sie bei Bedarf auch korrigiert, wenn sich alte Wörter wieder eingeschlichen haben. Meine Schübe hießen ab sofort „Retreats“, Symptome „Spezialeffekte“, Tabletten „Helfer“ und das Wort „Krankheit“ oder sogar „MEINE KRANKHEIT“ wurde komplett gestrichen. Wenn es nicht anders ging, habe ich von der „Herausforderung“ gesprochen, meine Freundin hat „ihre Krankheit“ Coach getauft, weil sie dadurch sehr viel über sich und den Umgang mit schwierigen Situationen lernt. Hört sich das nicht gleich viel besser an?! „Ich habe gerade einen Retreat und ein paar Spezialeffekte“. Lasse das bitte einmal auf dich wirken! Es nimmt das Drama heraus und das ist doch unser Ziel. Wir wollen uns gesünder und besser fühlen. Wir brauchen niemanden und am allerwenigsten uns selbst immer wieder zu erzählen, wie schlimm und tragisch alles ist. Aber Achtung! Es ist damit nicht gemeint, Sorgen und Ängste zu verdrängen und zu unterdrücken. Wir haben allerdings täglich bzw. in jedem Moment die Wahl, wie wir mit uns selbst unserem Körper und unserer Seele umgehen wollen. Wir können entscheiden, ob wir uns positiv zugewandt und liebevoll verhalten oder mit der Holzhammermethode uns immer wieder die sogenannte „Realität“ mit ihrer ganzen Härte aufbürden.

Übung:

Hier hast du Platz, um die alten Wörter zu erneuern, damit es sich für dich leichter anfühlt:

Krankheit →

Schübe →

Tabletten →

Ärzte →

Krankenhaus →

Beschwerden / Symptome →

Operationen →

Krankengeld →

Berufsunfähig →

Behindertengrad →

Rollstuhl →

Weniger darüber zu reden, ist sicher das Heilsamste und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann bitte mit den neuen Wörtern! Und sei geduldig mit dir, wenn es nicht immer klappt! Immer wieder weitermachen! Jeder Moment bietet uns eine neue Chance.

Herzliche Grüße

Eure Angelika